Text: Katalina Farkas

20 Umzugskartons voller Kleider, Jacken, Hemden und Schuhen: Am Samstag haben wir in Bögöz einen Flohmarkt veranstaltet. Unterstützt haben uns die Mallersdorfer Schwestern, denen wir schon im vergangenden Jahr einen Besuch abgestattet haben. Sie haben in Bayern Kleidung gesammelt und den Transport organisiert. Herzlichen Dank dafür!

Im Vorfeld des Flohmarktes war uns schon etwas mulmig zumute. Was, wenn niemand kommen würde. Oder wenn das genaue Gegenteil eintreten würde und uns die Bögözer die Bude einrennen würden? Was, wenn wir den Überblick über die Einnahmen verlieren würden? Was, wenn der Verkauf an Sprachbarrieren scheitert?

Dass zumindest unsere erste Sorge unbegründet war, zeigte sich schon am frühen morgen. Schon um viertel nach neun, eine Dreiviertelstunde vor dem offiziellen Beginn, standen Leute vor dem beeindruckenden Szeklertor von Irenkes Pension. Sie mussten warten, schließlich musste zuerst noch alles aufgebaut werden. Tische und Bänke wurden verschoben, Kleider sortiert, Preisschilder aufgestellt, Geldbeutel verteilt. Das Sortieren hätten wir uns sparen können – um zehn nach zehn, kurz nach Beginn des Flohmarkts, sah es aus, als wäre eine riesige Kleiderbombe explodiert. Begeistert wühlten sich die Bögözer von Stapel zu Stapel – dazu hat vielleicht auch beigetragen, dass wir die Preise bewusst niedrig gehalten haben. 4 RON für Hosen, 8 RON für Winterjacken sind selbst für rumänische Second-Hand-Verhältnisse fast lächerlich. Aber es ging uns ja auch nicht um den Profit. Wir wollten Einnahmen sammeln für unser Projekt – und auf das Team und das Feld aufmerksam machen.

Noah, Silver und Niven haben dabei ihr Talent fürs Verkaufen entdeckt und den ganzen Tag fleißig kassiert. Während andere Kinder Basketball oder im Garten gespielt haben, liefen die drei unermüdlich von Kunde zu Kunde, um Geld einzusammeln und Wechselgeld herauszugeben. Trotz der niedrigen Preise war der Flohmarkt ein voller Erfolg: Gegen 15 Uhr hatten wir bereits 2.200 RON zusammen. 500 Euro!

Ein Teil des Geldes ging an die Schule in Székelyudvarhely, in deren Halle die Bögözer Kids im vergangenen Winter trainiert haben. 50 Euro haben wir Schwester Michaela zukommen lassen, die den Transport der Kisten nach Rumänien organisiert hat. Mit dem Rest können wir die Trainer bis Ende Oktober bezahlen, wenn sie zwei Mal in der Woche trainieren – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Text: Katalina Farkas

Als den Stausee vor zwei Jahren besucht haben, hat es in Strömen geregnet. Dieses Mal hatten wir etwas mehr Glück mit dem Wetter. Und haben gelernt, dass es auch ohne eine gemeinsame Sprachbasis möglich ist, ein Kanu zu steuern. Obwohl… das ein oder andere Münchner Kind hat sich auch der ungarischen „Links-zwo-drei-vier“-Variante versucht, um den Paddeltakt vorzugeben: egy, kettö, három, negy…, egy, kettö, három, negy…

Abends stand dann Kultur auf dem Programm: Ein Kurzfilm sollte den Kindern eine der Szeklerlegenden näherbringen. In der Geschichte geht es um böse Feen, gewitzte Hähne und einen mutigen Flötenspieler. Geschaut wurde mit einem Beamer – dessen Bild wir kurzerhand auf die Scheunenwand projiziert haben. Geisterhaft und wunderschön!

Text: Katalina Farkas

Dreizehn Monate sind vergangen, seit wir das letzte Bögözer Basketballcamp mit einem großartigen Turnier abgeschlossen haben. Dreizehn Monate, in denen sich die Münchner Kids jede Woche in der Halle getroffen und an den Wochenenden Spiele bestritten haben. Was ist in der Zeit in Rumänien passiert?

Auch die Szekler haben trainiert. Sie haben Wind und Wetter getrotzt, haben sich noch bei Temperaturen im einstelligen Bereich auf dem Platz getroffen um zu dribbeln, zu passen und zu werfen. Im Winter sind sie einmal in der Woche nach Székelyudvarhely gefahren, um dort in einer kleinen Halle zu trainieren. „Da war es aber stickig“, sagt Réka. Man sieht ihr an, dass sie nicht viel von der Halle hält. Der Platz in Bögöz würde ihr besser gefallen. Und auch wenn immer noch nicht jeder Wurf sitzt, viele Pässe eher Bogenlampen als Geraden gleichen und das Dribbeln mit der linken Hand noch immer nicht allen ganz leicht fällt: Sie haben riesengroße Fortschritte gemacht.

Das ist auch den Münchner Kindern aufgefallen. „Letztes Jahr sind sie einfach losgerannt, wenn sie den Ball bekommen haben, völlig kopflos“, erzählt Silver. „Jetzt überlegen sie erst mal, was sie machen wollen.“ Auch Yanick ist voller Lob. „Die haben sich total verbessert“, sagt er, als wir uns am Dienstagabend treffen, um über den Tag zu sprechen.

Und die Bögözer Kids, was sagen sie zum Training? Bálint ist begeistert, gibt aber zu, dass er sich in der Defense noch deutlich verbessern muss. Stolz ist er auf seine Drei-Punkte-Würfe. Wie zum Beweis versenkt er nur kurze Zeit später einen Ball von der Dreierlinie aus im Korb. Réka findet, dass sie eigentlich schon alles ganz gut kann. Das ist zwar leicht übertrieben, schlecht schlägt sich die Zwölfjährige aber nicht auf dem Spielfeld. Und Reni? Ganz gut gefällt es ihr, sagt sie lächelnd. Das wiederum ist vielleicht leicht untertrieben. Reni hat bislang noch kaum ein Training verpasst – und holt seit ein paar Wochen jede Woche ihre Cousine Adele vor dem Training ab, weil die auch gerne mitspielen wollte. Adele wohnt im nächsten Dorf, vierzig Fußminuten von Bögöz entfernt. Und weil sie sich vor den Wachhunden fürchtet, die sie auf dem Weg durch die Felder nach Bögöz passieren muss, holt Reni sie eben ab. Und bringt sie wieder zurück, wenn sich niemand findet, der Adele abholt. Vierzig Minuten hin, vierzig Minuten zurück. Einmal in der Woche. Darauf angesprochen, lächelt sie nur schüchtern und hebt abwehrend die Hände. Man hilft sich eben, hier in Bögöz.

Text: Katalina Farkas

Am Donnerstag haben die Bögözer Kinder die Gelegenheit, sich zu beweisen – gemeinsam mit den Münchnern. Drei Mannschaften sind angereist, aus Székelyudvarhely, Kézdivásárhely und Czíkszereda, um beim zweiten Bögözer Turnier gegen zwei gemischte Bögözer Teams anzutreten. Das Wetter meint es gut mit uns und schickt einige Wolken, sodass die ersten Spiele nicht in der prallen Sonne stattfinden müssen. Die Bänke und Strohballen am Spielfeldrand sind gut gefüllt, sogar der stellvertretende Bürgermeister von Bögöz und eine Journalistin sind da.

Der Favorit des Turniers kristallisiert sich schnell heraus: Das Team aus Székelyudvarhely ist nicht nur deutlich erfahrener als der Rest, sondern überragt die restlichen Spieler auch um Längen. Ärgerlich, aber geschenkt. Dafür ist es umso schöner, dass alle anderen Teams auf einem ähnlichen Niveau spielen und sich spannende Wettkämpfe liefern. Die Mannschaft aus Kézdivásárhely bedankt sich hundertfach für die Einladung und beteuert, wie sehr sich die Bögözer Kids verbessert hätten. Sie wollen unbedingt im nächsten Jahr wieder anreisen, zum dritten Bögözer Basketballturnier. Am meisten aber freut uns, wie sich unsere Bögözer Mannschaften schlagen. Szekler und Münchner spielen, als würden sie auch sonst gemeinsam trainieren. Dass sie dabei den zweiten und den dritten Platz belegen: umso schöner. Fühlen dürfen sie sich wie Gewinner.

Text: Katalina Farkas

Und dann ist tatsächlich mal wieder alles anders gekommen, fast so, als hätten wir es vorhergesehen: Unser Busfahrer hat uns versetzt, keine Spur von ihm weit und breit. Vor einer halben Stunde hätten wir Irenkes Hof hätten verlassen sollen, um nach Szentábrahám zu fahren. Wir wollen Sandys Freundin Emese besuchen, die dort Kräuter und Heilpflanzen anbaut. Im Moment sieht es aber nicht so aus, als könnten wir den Hof in nächster Zeit verlassen.

Was tun? In der Pension schauten uns fragende Kinderaugen an – schließlich haben sie schon einiges geschafft heute, haben in der Frühe zwei Mal die Kirche umrundet, drei Stunden auf dem Freiplatz gespielt und ein schnelles Mittagessen verputzt. Jetzt wollen sie los. Obwohl, so richtig stört es sie auch nicht, dass sie noch ein bisschen länger auf dem Trampolin herumturnen können. Vom Bus ist auf jeden Fall immer noch nichts zu sehen, kein Wunder, am Telefon erklärt ein zerknirschter Busfahrer gerade, dass er uns einfach vergessen hat, und jetzt auch leider keinen anderen Bus schicken kann. Und nun? Den Besuch abblasen wollen wir nicht. Taxis für alle – heute fahren deutsche und Szeklerkinder zusammen – würden aber unser Budget sprengen. Und außerdem zeigt sich auch die Taxistation wenig kooperativ: Taxis schicken könne man erst später, im Moment seien alle unterwegs. Weil wir auch nicht so richtig weiterwissen, kaufen wir erst einmal Eis für alle.

In Rumänien kann man sich darauf verlassen, dass auf nichts Verlass ist. Aber auch auf den endlosen Einfallsreichtum und den ungebrochenen Willen, aus jeder Situation das Beste zu machen. Gesagt, getan. Ein paar Dutzend Anrufe später trommelt ein Nachbar seine Mitarbeiter zusammen, lässt sie ihre Autos anschmeißen und uns nach Szentábrahám fahren. Er selbst fährt auch, in seinem eigenen Auto. Aus den fragenden werden große Kinderaugen, es handelt sich dabei nämlich um einen Hummer.

Eine halbe Stunde später stehen wir inmitten eines wilden Kräutergartens und erleben ein vollkommenes Kontrastprogramm zum vormittäglichen Basketball. Wir lernen, wie viele Sorten Minze es gibt, welche Kräuter Krankheiten heilen und wie die Rose von Damaskus riecht. Wir schauen einer dressierten Katze beim Sitzmachen zu, streicheln zottelige Hunde, sortieren Kräuter und packen Tee ab. Und dann geht es auch schon wieder zurück, zum Training.

Dort wartet heute nämlich eine Überraschung auf die Szeklerkinder: zwei neue Trainer, die sich bereiterklärt haben, das Training für das nächste Jahr zu übernehmen. Attila und Szabi haben in Székelyudvarhely vom BC Bögözi Udvar gehört und ihre Hilfe angeboten. Die einzige Bedingung: Sie wollen das Training zusammen übernehmen. Die beiden verstehen sich blind, das sieht man nicht nur ihrem wilden, aber ziemlich genauen Passspiel an. Ihre Ziele für das nächste Jahr: viel trainieren, viel spielen, Übungstourniere veranstalten und zu Auswärtsspielen fahren. Sie haben einiges vor sich, so viel ist sicher. Und wir sind uns sicher, dass sie das Beste aus der Situation machen werden. Nicht nur, weil man das eben so macht in Rumänien. Sondern auch, weil sie ein verdammt motiviertes Team haben werden.

Text: Katalina Farkas

Die Nacht im Freien steckt ihnen zwar noch in den Knochen – das hält die Kids aber nicht trotzdem nicht davon ab, am Dienstagvormittag voller Elan übers Feld zu sprinten. Vormittags ist Spielzeit. Das heißt, es findet kein Training statt, stattdessen können die Kinder selbst entscheiden, ob sie Shootout, Fußhockey oder ein richtiges Spiel spielen wollen. Das funktioniert soweit ganz gut. Die Sprachbarriere existiert zwar weiterhin, wird aber so gut es geht mit Händen und Füßen umgangen. Und auf dem Feld kann man schließlich auch ohne Worte miteinander kommunizieren.

Am Nachmittag steht dann eine neue Herausforderung an: Wir fahren Zug. Der Zug, der an dem Nicht-Wirklich-Bahnhof von Bögöz hält, der im vergangenen Jahr aber auch mal eine ganze Weile einfach nicht gefahren ist, weil sich kein Betreiber gefunden hat. Heute aber klappt alles. Der Zug kommt pünktlich, der Schaffner gibt uns einen Gruppenrabatt, und eine knappe halbe Stunde später stehen wir schon in Székelyudvarhely. Unser Ziel: Das Schwimmbad.

Das Varosi Strand liegt wie ausgestorben am Rande von Székelyudvarhely. Und das, obwohl die Schule hier erst in der kommenden Woche wieder beginnt. Der Betreiber musste sich auch erst überreden lassen, wirklich für uns zu öffnen. Zu dieser Jahreszeit steht es ihm schon frei, das Freibad zu schließen, wenn das Wetter nicht gut genug ist. Regenwolken sind heute zwar keine am Himmel zu sehen, aber wer weiß schon, ob unsere Definition von gutem Wetter mit der des Freibadbetreibers übereinstimmt. Unsere Sorgen sind aber unbegründet, das Freibad ist geöffnet – nur für uns, wie es scheint. Andere Besucher sehen wir keine. Spiegelglatt liegt die Wasseroberfläche der drei Becken in der Sonne. Natürlich nicht für lang, einen Augenblick später schlagen bereits die ersten kreischenden und vom Beckenrand plumpsenden Kinder hohe Wellen.

Abends steht dann der nächste Programmpunkt auf dem Plan: Das gemeinsame Training. Die Fortschritte der Szeklerkinder machen sich bemerkbar, die Lücken aber auch. Vor allem in der Defensive hapert es noch gewaltig. Also geht es heute vor allem darum, die Verteidigungshaltung zu üben. In langen Reihen quibbern – alle Basketballer wissen, wie anstrengend das ist – Bögözer und Münchner also gemeinsam über das Feld, gleiten vor und zurück, von links nach rechts, hüpfen auf und ab, immer weiter. Großartiger Übersetzungskenntnisse bedarf es keiner, um aus ihren Gesichtern zu lesen: Die Übung finden sie alle gleich furchtbar.

Text: Katalina Farkas

Über uns der Mond, um uns herum nur Wald und Wiesen: Die zweite Nacht haben wir nicht in der Pension von Irenke, sondern unter freiem Himmel verbracht. Auf der Farm von Reni, die wir im vergangenen Jahr schon einmal besucht haben. Hoch über Bögöz thronen die zwei Scheunen und der ausrangierte Bauwagen, die Renis Familie in den Sommermonaten als Unterschlupf dienen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Sie haben ein hübsches zweistöckiges Haus in Bögöz, direkt neben unserer Pension. Die Sommernächte aber verbringen sie im Hinterland; dort, wo ihre Schafe, Ziegen, Hühner, Schweine und Kühe weiden.

Heute überlassen sie uns die Farm. Nicht die Scheunen, wohlgemerkt, und auch nicht den ausrangierten Bauwagen. Nachdem wir einen Orientierungslauf um und durch Bögöz hinter uns gebracht haben, schlafen wir also jetzt draußen – allen verdutzten Blicken und empörten „Echt jetzt? Ist das nicht voll kalt“-Rufen zum Trotz. Unser Lager schlagen wir auf einer Wiese auf, ohne Zelte, nur auf einer Plane. Wie echte Camper machen wir Stockbrot und Würstchen über einem Feuer, für das Renis Eltern kurzerhand noch einen Baum schlagen, als es zu erlöschen droht. Dann folgen ein paar aufmunternde Worte und ein letztes Winken, schon rauscht ihr Auto in die Nacht und lässt uns allein zurück. Neben uns glimmen noch die letzten Reste des Feuers, in der Ferne funkelt Székelyudvarhely. Ansonsten: vollkommene Dunkelheit, die auch das Licht unserer Taschenlampen nach wenigen Metern verschluckt.

Und was tut man, wenn man in der rumänischen Wildnis liegt, der Heimat von Dracula und anderen blutrünstigen Fiktiv-Fieslingen? Richtig, man erzählt sich Gruselgeschichten: von Mördern und seltsamen Krankheiten, einsamen Dörfern und dunklen Kellern. Dass die Geschichten Satz für Satz übersetzt werden müssen – vom Ungarischen ins Deutsche und andersherum – mindert den Gruselfaktor zwar minimal, nicht aber den Spaß. Die Wolken am Himmel sorgen für milde Temperaturen, und schließlich fallen sogar die, die anfangs noch lauthals verkündet haben, sicher kein Auge schließen zu können, in einen tiefen Schlaf.

In der Nacht dann auf einmal Unruhe: Es raschelt und röchelt am Rande des Bettenlagers, irgendetwas bewegt sich auf uns zu – und zwar gar nicht mal so langsam. Wie war das noch mal mit den Wölfen und Bären in Rumänien? Renis Vater hat uns zwar versichert, dass die im September satt und vollgefressen anderswo in den Wäldern weilen, aber was, wenn doch einer Lust hat auf einen Mitternachtssnack? Immer näher kommt das Rascheln, es will ganz eindeutig zu uns. Es röchelt. Und schnüffelt. Kommt noch ein Stückchen näher – und bellt uns an. Es ist einer der Wachhunde – riesige Tiere, die ebenso furchteinflößend wie schmusebedürftig sind. In diesem Fall ist der flauschige Fellberg aber tatsächlich nur hungrig. Er ist auf der Suche nach Essensresten. Und wird fündig, schließlich haben einige der Kids ihre Stockbrotreste großflächig ums Lager herum verteilt.

Wir haben die Nacht also gut überstanden. Es war ein bisschen kalt, ein bisschen gruselig, ein bisschen regnerisch – und ziemlich wunderschön. Vielleicht, weil wir nachts doch noch die Sterne gesehen haben. Vielleicht, uns ein Hahn geweckt hat. Vielleicht auch, weil sich ein riesiger Wachhund morgens zwischen uns gequetscht hat, um sich ausgiebig kraulen zu lassen. Wahrscheinlich lag es aber vor allem daran, dass uns Bögöz dafür belohnt hat, dass wir die Nacht unter freiem Himmel erfolgreich hinter uns gebracht haben: mit dem wohl schönsten Sonnenaufgang, den es zu bieten hatte.

Text: Katalina Farkas

Wie sieht Bögöz aus, wenn man es zum ersten Mal sieht? „Hier gibt es nur Wohnhäuser“, sagt Theresa schulterzuckend, „und gar keine Läden, in denen man einkaufen kann“. „Aber die Landschaft ist total schön“, beteuert Charlotte, „und die vielen Tiere sind es auch“. Wohnen wollen die beiden hier nicht – aber spannend finden sie es schon.

Um ehrlich zu sein: Charmant sieht Bögöz aus, spektakulär ist es nicht. Kleine Häuser säumen die Straßen, bunter Putz blättert von den Fensterläden, öffentliche Gebäude gibt es tatsächlich nur wenige. Eine Schule, einen Supermarkt, eine Kneipe. Eine kleine Kirche, die nicht wirklich oft von Touristen besucht wird. Der Bahnhof ist kaum mehr als ein schmaler Asphaltstreifen neben den Schienen, stünde das Schild nicht dort, man könnte ihn glatt übersehen.

In diesem Jahr sind viele dabei, die Bögöz am Sonntag zum ersten Mal gesehen haben. Für sie ist alles neu. Die Kirche, der Supermarkt, der Nicht-Wirklich-Bahnhof. Wieder andere haben das Dorf im vergangenen Jahr kennengelernt, vor zwei Jahren oder vor mehr als einem Jahrzehnt. Wir wussten was uns erwartet. Irgendwie. Denn auch für uns ist alles neu. Wenn wir eines in den vergangenen Camps gelernt haben, dann ist es, dass immer alles anders kommt als gedacht. Nichts ist vorhersehbar. Das Wetter ebenso wenig wie die Gruppendynamik, der rumänische Busfahrplan schon gar nicht. Insofern erwartet auch uns viel Unbekanntes. Auch wir sehen Bögöz in diesem Jahr gewissermaßen zum ersten Mal.

Wir sind gespannt, wie es aussehen wird.