Wenn wir vom „Weißen Haus“ sprechen, meinen wir nicht das berühmte Gebäude in Washington; sondern das mitten in Transsilvanien im Herzen von Bögöz. Das ganze Dorf nennt es so; schlicht, weil es weiß angestrichen ist. Doch hinter diesem Haus verbirgt sich eine Geschichte, die viel tiefer geht.
In den 1990er-Jahren bauten engagierte Menschen aus Deutschland, Mitglieder des Vereins „Ein Haus für morgen“ aus Hemmingen, dieses und mehrere ähnliche Häuser in der Umgebung. Ihre Idee war so einfach wie menschlich: Kinder aus dem großen staatlichen Waisenhaus, in dem Vernachlässigung und Trostlosigkeit herrschten und vieles noch an die Zeiten Ceaușescus erinnerte, sollten in Familienhäusern leben dürfen anstatt sie in anonymen Heimen zu verwahren. Rund zehn Kinder zogen daraufhin in Bögöz ein.
Bis vor wenigen Jahren wurde das Haus in Bögöz von einem Ehepaar geleitet. Heute hat sich das Kinderschutzsystem verändert: Die Kinder werden in Schichten von wechselnden Betreuerinnen begleitet. Im Moment leben 13 Kinder im Weißen Haus. Sie alle wachsen ohne ihre Eltern auf. Manche sind Halb- oder Vollwaisen, die meisten stammen aus Familien, die schlichtweg überfordert oder so arm sind, dass sie sich nicht kümmern können.
Die Kinder leiden darunter. Sie fühlen sich verlassen, allein in der Welt. Die Betreuerinnen sind liebevoll und geben ihr Bestes; oft ohne professionelle Ausbildung, oft ohne Unterstützung vom Staat. Vieles geschieht aus dem Bauch heraus, mit Herz, aber ohne Ressourcen. Es fehlt an allem: psychologischer Hilfe, finanzieller Unterstützung, fachlicher Begleitung, professionelles Knowhow. Der Staat schaut weg; ob aus Unfähigkeit oder Unwillen, wissen wir nicht.
Das Haus selbst ist inzwischen 30 Jahre alt und dringend renovierungsbedürftig. Der Verein existiert nicht mehr. Aber einer der damaligen Mitstreiter, Johannes, hat Robi, ein ehemaliges Heimkind und Bewohner der ersten Stunde, beauftragt, das Haus zumindest von außen neu zu streichen. Robi arbeitete mehrere Tage und heute ist es wieder das Weiße Haus, das seinen Namen verdient.


Auch die Betreuerinnen, die mit Mindestlohn bezahlt werden, greifen in ihre eigenen Taschen, um Boiler zu ersetzen oder Küchenmöbel zu kaufen. Sie müssten das nicht tun, aber sie tun es. Für die Kinder.
Unsere Sozialarbeiterin und Projektmanagerin vor Ort, Eva Andras, hat sich letztes Jahr bei der MOL Stiftung beworben. Eva ist ausgebildete Reittherapeutin und wollte besonders den Kindern aus dem Weißen Haus helfen; Kindern, die keine Stimme haben. MOL stellte ein Budget zur Verfügung, und Eva konnte im Frühling und Sommer mit den Kindern arbeiten.
„Es war nicht leicht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Kinder, die sich verloren fühlen, die nie wirklich gesehen wurden, reagieren mit Skepsis.“
Aber Eva blieb dran. Und als der Projektzeitraum vorbei war, war klar: Es muss weitergehen. Nur so können nachhaltige Veränderungen entstehen.
Ob es weitergeht, ist noch unklar. Im Moment fehlt das Budget. Aber wir geben nicht auf. Diese Kinder brauchen uns. Und das Weiße Haus von Bögöz soll auch in Zukunft ein Ort der Hoffnung bleiben.
Das Weiße Haus in Bögöz ist ein Ort voller Herausforderungen. Die Kinder tragen schwere Geschichten mit sich, die Betreuerinnen arbeiten am Limit, das Haus ist in die Jahre gekommen, vieles ist im Argen.
Und dennoch: Wir bleiben dran. Als Basketball Leben sind wir vor Ort aktiv, Woche für Woche. Neun der dreizehn Kinder aus dem Weißen Haus sind Teil unseres Afterschool-Programms und sie lieben es. Sie spielen Basketball, sie lernen zuzuhören, sich zu konzentrieren, sich auszudrücken.
Vielleicht ist das Weiße Haus gerade nicht der Ort, an dem alles gut ist. Aber es ist ein Ort, an dem Menschen nicht aufgeben. Und das allein ist ein Anfang. Ein Anfang, auf dem wir weiter aufbauen; für die Kinder und für ein Morgen, das besser sein darf.
