Bögöz – Tag 3

Text: Katalina Farkas

Das ganze Dorf spricht über unser Camp. Auf der Straße werden Irenke und Ibi auf a német angesprochen, die Deutschen, die in der Pension wohnen und täglich in die Halle von Udvarhely fahren. Am Straßenrand bleiben Dorfbewohner stehen und grüßen, wenn unser Bus vorbeifährt oder wir unsere morgendliche Joggingrunde drehen, und abends schauen die Campteilnehmer bei unserem Grundstück vorbei in der Hoffnung, auch nach dem Training noch mitspielen zu dürfen. Die Bögözer sind fasziniert von dem Besuch aus dem fernen Deutschland, eine größere Gruppe, die zudem noch aus Kindern besteht, war noch nie vor Ort.

Gleichzeitig werden uns auch immer wieder die Unterschiede aufgezeigt, die das harte Leben hier von unserem, oft bequemen, in München unterscheiden. Da gibt es den Bruder einer Campteilnehmerin, der mit zwölf Jahren die Schule abbricht, um Schäfer zu werden. Die kleine Familie mit den zwei Kindern, die sich auf sechs Quadratmetern ein Zuhause errichtet, nachdem sie den vergangenen Winter auf der Straße verbracht hat. Oder die Dutzenden Heimbewohner, die manchmal verwaist, meist aber einfach von ihren Eltern verstoßen oder nach der Geburt im Krankenhaus gelassen wurden, weil zu Hause kein Geld für ihre Versorgung war. Solche Geschichten begegnen einem auch in Deutschland, es sind oft Einzelschicksale, von denen man hin und wieder aus der Zeitung erfährt; in Rumänien aber sind sie allgegenwärtig.

Und dennoch erfährt man häufig auch einen starken Zusammenhalt, den man so aus Deutschland nicht kennt. Wer kein Auto hat, trampt ins nächste Dorf – wer eines besitzt, nimmt den Tramper bereitwillig mit. Wer mit dem Basketball dribbelt und bemerkt, dass der Freund keinen Ball zum Dribbeln hat, beginnt ein Passspiel – so haben beide etwas davon. Und die Packung Kekse nach dem Training wird geteilt, bereitwillig werden kleine Kekse im ganzen Bus verteilt, ganz egal, ob sie vielleicht den einzigen Nachtisch des Heimkindes darstellen.

Die Hilfsbereitschaft wirkt sich auch auf die Stimmung im Camp aus. Immer wieder verbessern die Kinder – Deutsche und Rumänen – sich gegenseitig, helfen sich aus und erklären so gut es geht, zur Not mit Händen und Füßen. Und weil die rumänischen Teilnehmer in den vergangenen Tagen schon beeindruckende Fortschritte gemacht haben, konnten sie heute nach dem Training an den Stationen ihr Können im Spiel anwenden, in deutsch-rumänische Teams gegeneinander antraten. Auch wenn es hier und da bei den Rumänen noch am Regelverständnis haperte, mangelte es doch nicht an Motivation – und so war es letzten Endes auch egal, wer gewann.

Nach dem Training ging es für die deutschen Kinder dann noch ins Schwimmbad. An das Nass waren sie schon gewöhnt, schließlich hatte der Tag ebenso begonnen – mit einer Kanufahrt im Regen.