Text: Katalina Farkas
Am zweiten Tag ging es erst einmal hoch hinaus: Um 8:30 brachte uns der Bus in den Balu-Klettergarten in den Bergen von Hargita, in dem sich die Kinder an Seilen entlang hangelten, wackelige Brücken überquerten und Strickleitern erklimmten. Gemeinsam meisterten sie einen Parcours nach dem anderen, in dem jeweils mehrere Hindernisse überwunden werden mussten.
Nach zwei Stunden toben, an deren Ende dann auch der Regen einsetzte, ging es mit dem Bus wieder zurück nach Bögöz. Viel Zeit für eine Verschnaufpause war dort nicht, nach einem kurzen Mittagessen holten uns die Bögözer Kinder in der Pension von Irenke ab und gemeinsam ging es – wieder mit dem Bus – in die Halle in Udvarhely.
Dort angekommen, ging es weiter wie am Vortag: An verschiedenen Stationen, die wieder von drei bis vier deutschen Kindern betreut wurden, lernten die Rumänen zu dribbeln, passen und zu werfen. Über die Übungen, die an den Stationen absolviert werden mussten, durften dabei die deutschen Kinder entscheiden, sie waren allein verantwortlich für das Training der Rumänen. Dabei zeigte sich auch, dass die Bögözer Kinder schon einige Fortschritte gemacht hatten: Das Dribbeln im Gehen ging ebenso gut wie das Werfen auf den Korb, und auch den Korbleger, eine der wichtigsten Bewegungen beim Basketball, bekamen viele schon hin. Und damit die deutschen Kinder sich in ihrer Rolle als Trainer nicht langweilten, gab es für sie noch eine zusätzliche Station, an der anspruchsvollere Übungen auf sie warteten.
Nach anderthalb Stunden ging das Training in einer anderen Halle in Udvarhely weiter, in der eine ganz besondere Aufgabe auf die deutschen Kinder wartete: das Spiel gegen zwei rumänische Jugendmannschaften. Beim ersten Aufeinandertreffen schluckten sowohl Spieler als auch Trainer. Denn die Spieler der gegnerischen Mannschaft waren nicht nur etwas älter, sondern auch deutlich größer als unsere Münchner. Einschüchtern ließen sich unsere Kids jedoch nicht, und nach einigen Minuten lagen sie schon mit einigen Punkten in Führung.
Auch wenn die rumänische Mannschaft beeindruckend schnell über das Feld sprintete, mangelte es doch bei der Trefferquote. Auf Münchner Seite hingegen wurde hart verteidigt und um jeden Rebound gekämpft. Der Einsatz zählte sich aus – immer wieder wurde auch der ein oder andere Ball im gegnerischen Korb versenkt. Und auch im zweiten Spiel bewiesen die Münchner wieder, dass Motivation oftmals mangelnde Körpergröße ersetzen kann. Die Gegner – allesamt Gegnerinnen, um genau zu sein – überragten unsere Kids um Längen. Stoppen ließen sie sich trotzdem nicht, was sicher auch daran lag, dass sie auf den Rängen frenetisch gefeiert wurden – dort saßen schließlich unsere Bögözer Basketballer, die jubelten, als ob es um die Weltmeisterschaft ginge. Nach dem Abpfiff mussten allerdings auch sie noch aufs Feld – für das gemeinsame Teamfoto, mit dem die Basketballeinheit des zweiten Tages beendet wurde.
Auffallend war, welche Bedeutung eine einfache Halle für eine Stadt haben kann. Udvarhely, mit rund 36 000 Bewohnern keine Kleinstadt mehr, bietet für rumänische Verhältnisse eine Reihe an Möglichkeiten, mit denen die Einwohner ihre Freizeit gestalten können. Es gibt Cafés, Restaurants und ein Freibad, und trotzdem fanden an diesem Nachmittag Dutzende ihren Weg in die Sporthalle, sei es um zuzuschauen, ihre Spieler anzufeuern, oder sich zu treffen und über Neuigkeiten auszutauschen – und die Basketballer und Basketballerinnen freuen sich, vor besetzten Rängen zu spielen. Natürlich bestärken Erlebnisse wie diese auch uns in unserem Plan, in Bögöz ein Basketballfeld zu bauen. Nicht nur, weil die Halle in Udvarhely unmöglich für die Bögözer Kinder zu erreichen ist. Nicht nur, weil Basketball eine große Rolle in Rumänien spielt, nicht nur, weil wir jeden Nachmittag sehen, wie begeistert die Rumänen mit dem Ball über das Feld jagen. Sondern weil wir gesehen haben, dass ein Sportplatz in Rumänien nicht nur ein Sportplatz ist, sondern auch ein Treffpunkt für Spieler, Trainer und Zuschauer aus jedem Alter werden kann.