Der Tag beginnt mit einer Verspätung. Der Busfahrer, der uns eigentlich um neun hätte einsammeln sollen, ist nicht da. Er habe uns vergessen, erklärt Evi am Telefon, sei aber auf dem Weg. Kurze Zeit später biegt ein verbeulter VW-Bus um die Ecke, aus dem ein kleiner, etwas wortkarger Mann mit Sonnenbrille springt. Vielleicht ist er auch einfach noch verschlafen. Er bedeutet uns, in den Bus zu steigen. Wir sind zu acht, nehmen die Nachzügler aus den umliegenden Dörfern mit; der Rest der Gruppe ist bereits vor einer Stunde mehr oder weniger pünktlich von einem großen Reisebus abgeholt worden, der einen Umweg fahren muss. Wir wollen nach Kézdivásárhely – kurz Kézdi –, das eigentlich nur 75 Kilometer entfernt liegt, und die Straßen dorthin sind nicht besonders gut. Google Maps führt für die Fahrt zwei Stunden Zeit ein, der Reisebus braucht drei. Einige der Straßen sind so schlecht, dass er sie nicht befahren kann, daher der Umweg, der die frühe Abfahrt verlangt.

Eine Dreiviertelstunde später als erwartet macht sich dann auch der VW-Bus auf den Weg – aber nicht nach Kézdivasarhély, sondern in Richtung Udvarhély, erstmal tanken. Mittlerweile sind wir doch ein kleines bisschen verärgert und bemühen uns, unserem Fahrer zu verstehen zu geben, dass wir spät dran sind, woraufhin er versucht, die verlorene Zeit durch waghalsige Überholmanöver aufzuholen. Also Kommando zurück, den Fahrer an Tempolimits erinnern – und in Kauf nehmen, dass wir eben dann ankommen, wenn wir ankommen.

Die Fahrt führt durch sanfte Täler und dunkle Wälder, über schnurgerade Landstraßen und enge Serpentinen. Unser Fahrer entpuppt sich als weniger wortkarg als anfangs erwartet, fragt uns regelmäßig, ob wir eine Pause brauchen, ob die Kids auf den Rücksitzen genug zu trinken haben und wird langsamer, wenn wir Fotos von der vorbeiziehenden Landschaft machen wollen (und, um zeitlich etwas vorzugreifen: Auf der Rückfahrt stimmt er sogar leise in eines der Lieder ein und klopft im Takt mit, zu dem der Rest des Busses lauthals mitsingt).

Warum fahren wir nach Kézdi? Weil der Trainer des dortigen Basketballvereins, der sich sonst so aktiv wie kaum ein anderer in der Szeklerliga engagiert, uns eingeladen hat. In den vergangenen Jahren ist sein Team nach Bögöz gekommen, um gegen uns zu spielen, dieses Mal haben sie ein Turnier für uns in Kézdi organisiert. Dort wartet jedoch kein Freiplatz vor Heuballenkulisse und Apfelbäumen auf uns, sondern eine vollausgebaute Dreifelderhalle mit hellglänzendem Parkett, auf die sicher auch einige Münchner Vereine ein bisschen neidisch wären. Die großen Augen der Bögözer Kids lassen jedoch vermuten, dass viele eine so große Halle – in der dazu auch noch Dutzende Kinder und Jugendliche in strahlendblauen Trikots, mit neuen Schuhen und Legwarmern herumspringen – tatsächlich zum ersten Mal sehen.

Vier Spiele sollen heute stattfinden. Und gleich das erste Spiel der U16 entpuppt sich als echte Zitterpartie. Die Hellenen legen vor, setzen sich mit einigen Punkten ab. Doch die Mannschaft aus Kézdi – die heute vor allem aus sehr großen und talentierten Basketballerinnen zu bestehen scheint – zieht nach, gleicht aus, und hat auf einmal mehr Zähler auf der Anzeige stehen als unser Team. Das bringt jedoch weder Sid noch seine Spieler und Spielerinnen aus der Ruhe, die zwar eine Weile hinten liegen, durch eine gute Verteidigung und ein paar glückliche Punkte auf einmal gleichziehen – sechzig Sekunden vor Schluss. Es folgt ein Hin und Her, dann fällt doch noch ein Korb – für uns. Ein paar Sekunden später legt Bence noch einen Buzzerbeater nach, dann pfeift der Schiri ab. 1:0 für uns.

Es folgt das Spiel der Kleinen – allerdings all jener, die schon etwas Basketballerfahrung gesammelt haben. Sie schlagen sich wacker, kämpfen um jeden Ball. Immer wieder pfeift der Schiri zum Jumpball, die meisten davon hat die Mannschaft Mona zu verdanken, die immer wieder mutig dazwischen greift, wenn sich die Chance ergibt. Der Einsatz zahlt sich aus, die Mannschaft gewinnt.

Auch das dritte Spiel beginnt ausgeglichen, Aufbau Silver zieht oft von links zum Korb und – wenn er ausnahmsweise nicht trifft – auch das Foul. Einige Freiwürfe werden verwandelt, doch dann hapert es an der Verteidigung und an der Genauigkeit des Passspiels. Kézdi setzt sich ab, während man dem Team aus Bögöz-München anmerkt, dass es eben doch nicht ganz so regelmäßig zusammenspielt. Aufgeben will aber keiner, stattdessen hechten die Kids bis zum Abpfiff jedem Ball hinterher, bleiben an ihren Gegnern dran, ziehen zum Korb, werfen von draußen. Es nützt nichts, am Ende liegen sie hinten.

Die Kleinsten aus Bögöz, von denen viele noch gar keine Basketballerfahrung haben, treten danach an. Die meisten kennen zwar die Fußfolge zum Korbleger noch nicht, tragen ihre BC-Bögözi-Udvar-Trikots aber mit Stolz. Lange ist das Spiel ausgeglichen, es fallen einfach kaum Körbe. Dann aber fallen ein paar, leider in unseren Korb. Am Ende steht es 7:12, begeistert sind die Bögözer Kids trotzdem von ihrem ersten gemeinsamen Spiel. Würde man den Vergleich mit Kézdi suchen, es stünde ausgeglichen. Und vielleicht ist es ja wirklich so, wie es Robel am Ende des Tages formuliert: „Im Großen und Ganzen haben wir alle gewonnen.“

Das gilt nicht zuletzt auch, weil wir alle das ausgesprochen feine Gulasch und Kürtöskalács essen durften, dass die Eltern des Kézdi-Teams für uns vorbereitet hatten. In drei großen Eisentöpfen brodelte die Suppe direkt über dem offenen Feuer, fotografiert werden durfte es nicht, eher der Koch noch einmal umgerührt hatte, man müsse ja die Kartoffeln und das Fleisch auf den Fotos sehen, betont er. Auch wenn Gulasch vielleicht nicht die fotogenste Speise der Welt ist, lecker ist es allemal, vor allem, wenn man Weißbrot und eingelegtes Kraut dazu essen kann – ein Festmahl an der Bierzeltgarnitur. Am Ende bleiben sogar noch ein paar Nachspeisen über. Die Kézdi-Eltern beharren darauf, dass wir sie mitnehmen. Wir hätten ja noch eine lange Fahrt vor uns.

Es war ein langer, anstrengender, aufregender und schöner Tag in Kézdi. Und gewonnen haben wir ja irgendwie auch alle. Auf der Rückfahrt singen wir mit dem Busfahrer, der uns schon wieder überrascht, weil er mehr Lieder kennt, als wir gedacht hätten. Außerdem muss er alle paar hundert Meter für uns bremsen, weil wir Fotos machen wollen. Anscheinend hat es einen regelrechten Sturzregen gegeben, während wir in Kézdi waren. Die Straßen und Wiesen sind nass, das Wasser verdampft in der untergehenden Sonne. Wir schwärmen davon, wie schön Rumänien sei. Unser Busfahrer rümpft die Nase. Ja, schön sei es schon, aber sonst seien viele Dinge schlecht. Die Bezahlung beispielsweise, die Bürokratie. Ob er jemals woanders hinziehen wolle, fragen wir ihn. Er zieht die Augenbrauen hinter seiner großen Sonnenbrille hoch.

Nein, auf gar keinen Fall.

Es geht ums Werfen beim Basketball. Ums Passen, Dribbeln, Laufen, Freimachen, Verteidigen, Rebounds holen. Aber das beste Team ist nichts, wenn der Zusammenhalt nicht stimmt. Die Kommunikation auf dem Spielfeld zählt, das Verständnis der Spieler untereinander, für die eigenen und gemeinsamen Stärken und Schwächen.

Um genau diesen Zusammenhalt und die Kommunikation innerhalb des Teams drehte sich der heutige Tag – und natürlich, wie könnte es anders sein, auch um die Freude am Spiel. Neben dem Training standen heute also „die großen Spiele“ auf dem Programm – 14 insgesamt, die die Kids in fünf Teams bewältigen mussten. Zugegeben, ganz so ernst und konzentriert wie sonst manchmal auf dem Spielfeld ging es nicht zu, dafür eignen sich Spiele wie Papierflieger basteln, Penne mit einer im Mund gehaltenen Spaghetti aufsammeln oder sieben Luftballons zu acht über eine Strecke von zehn Metern zu transportieren – ohne die Hände zu benutzen – einfach nicht.

Aber sie setzen voraus, dass man miteinander kommuniziert, auch wenn man die Sprache des Anderen nicht einmal ansatzweise versteht. Das ging natürlich nicht ganz reibungslos, vor allem, weil einige Aufgaben danach verlangten, erst einmal in Ruhe analysiert zu werden. So sah die Aufgabe, mit allen Teammitgliedern durch ein von uns aufgebautes Netz zu klettern, auf den ersten Blick fast zu einfach aus – wäre da nicht die Einschränkung gewesen, dass jedes Teammitglied jedes Feld nur einmal benutzen durfte. Blöd, wenn die Kleinen durch die untersten Felder schnell auf die andere Seite kletterten, und die Großen auf der anderen Seite zurückblieben. Schlauer wäre es gewesen, die Kleineren erst einmal durch die oberen Felder zu heben – auf diese Strategie konnten sich leider nicht alle Teams verständigen.

Für besonders viel Spaß sorgten die Spiele, in denen Wasser von A nach B transportiert werden musste. Zum Beispiel, in dem es von einem Becher in den nächsten gegossen wurde. Der Clou: Der „Einschenkende“ musste den Becher auf dem Kopf halten, der am Boden liegende „Empfänger“ auf der Stirn. Kein Wunder, dass alle Nass waren, bevor der Regen einsetzte.

Die Ruhe, die sich einstellte, während die Kids Schutz vor dem Regen suchten, nutzten die Erwachsenen übrigens nicht zum Ausruhen – sondern zum Basketballspielen.

Neues Jahr, neue Regeln: Im Camp Bögöz ging es heute schon vor dem Frühstück los – bereits um acht Uhr in der Früh mussten sich unsere Hellboys und Hellgirls beim von der Morgensonne gefluteten schönsten Platz der Welt einfinden. Anscheinend zu früh für einige, die zunächst völlig verschlafen unter dem Korb saßen, während die Uhrzeit den Szeklerjungs und –mädels, die derweil schon munter zockten, gar nichts auszumachen schien.

Erst als das letzte Gähnen unterdrückt war, fingen die „Großen“ mit dem Athletiktraining an. Coach Sid legte besonders viel Wert auf Koordination und Reaktionsfähigkeit. Die Kleinen übten parallel das Ballhandling und probten sich in verschiedenen Abschlussvarianten am Korb. Nach 45 Minuten wurden getauscht. Während es beim Athletiktraining nun etwas spielerischer zuging, passten die Großen hin und her – eine Übung, bei der sich gerade bei den Bögözer Kids noch einige Defizite zeigten. Nach getaner Arbeit – zwei Stunden Training in angenehm kühler Morgenluft – durften die Kids sich dann auf das Frühstück stürzen, danach war Freizeit angesagt. Für den Nachmittag war ein Besuch im Schwimmbad angesetzt.

Weil wir nicht zu spät ins Schwimmbad wollten, rief Irenke schon um 12 wieder zum Mittagessen. Das Hühnchen und den Erbsenreis – Risibisi, im Ungarischen – verschlangen trotzdem alle, auch wenn die meisten Mägen noch vollgewesen sein dürften. Wir nehmen das als Kompliment an Irenke.

Wie immer fuhren wir mit dem Zug nach Székelyudvarhély, der zwar nicht ganz regelmäßig, aber doch immer ungefähr zur selben Uhrzeit den Bögözer Bahnhof anfährt, der aus ein paar alten Holzbalken neben rostigen Schienen besteht. In Deutschland würde er wohl kaum als Bahnhof durchgehen, der dieselbetriebene Zug, der uns kurze Zeit später einsammelte, schien im Gegenzug geradezu futuristisch. Nach knapp zehn Minuten Fahrt und weiteren zehn Minuten Fußmarsch erreichten wir das Freibad. Dort amüsierten sich Bögözer und Deutsche zusammen an den Rutschen, am zwei-Meter-Brett, sowie beim gemeinsamen Wasserbasketball. Auch versuchten einige der Jungs, den Coaches einen Vorwärtssalto vom Sprungbrett beizubringen, was nur Miri halbwegs gelang. Dennoch – oder gerade deshalb – hatten alle viel Spaß in den knapp drei Stunden, die wir zusammen verbrachten.

Auf dem Rückweg waren die meisten Kids vom Schwimmen zwar schon völlig erschöpft, aber Ausruhen war erst für später angesetzt, zunächst wartete noch eine weitere zweistündige Trainingseinheit zusammen mit den Bögözern. Im Athletiktraining wurde nun vor allem auf defensive Koordination geachtet. Dann wurden ein paar Spiele gespielt, bei denen sowohl Sid als auch einige der deutschen Kids ein paar Brocken Ungarisch lernten. Im Laufe des Tages hatten die Münchner den Szeklern schon ein paar Worte beigebracht. Absoluter Favorit unter den neu erlernten Worten: Ehrenmann.

Als nach einem langen Tag endlich das Abendessen, stürzten sich alle wie verhungert auf Griesbrei mit Zimt – und waren froh, nach dem harten Training endlich wieder essen zu können. Der lange und intensive Tag machte sich bei allen bemerkbar, und so fiel die Besprechungsrunde doch sehr kurz aus.

Dabei geht es am nächsten Tag genau so intensiv weiter – wir fahren zum Turnier nach Kézdivasárhély!

Der erste Tag in Bögöz ist wie im Flug vergangen – und es war gar nicht schwer, sich wieder einzuleben. Los ging es für die Hellenen schon am Vorabend beim Check-in, wo die Kids ihre Koffer vorab aufgeben konnten. Denn das wäre vor dem Flug 8:45 Uhr nach Sibiu (Herrmannstadt) vielleicht doch etwas zu stressig geworden.

Die Reise startete durch den frühen Flug nämlich schon um 6:45 Uhr – morgens. Für die meisten bedeutete das, dass sie sich bereits um 5 aus den Betten quälen mussten, was man vielen Gesichtern am Flughafen anmerkte. Nach der Ausgabe der Trikots verabschiedeten sich die Kids von den Eltern, machten sich auf durch die Sicherheitskontrolle und gingen zum Gate, wo sich Katalina und Aron anschlossen, die aus Köln angereist waren – für sie war der Tag bereits um viertel vor vier gestartet. Der Flug nach Sibiu war ruhig und ohne nennenswerte Turbulenzen, sodass wir pünktlich um 11:30 Uhr Ortszeit am Flughafen Sibiu ankamen, wo bereits ein Busfahrer auf uns wartete.

Kaum eingestiegen, beschwerten sich die Jungs über fehlende Klimaanlage, die aber dann doch eingeschaltet wurde und langsam, aber sicher, ihre Arbeit aufnahm. Zweieinhalb Stunden Fahrt waren angedacht, aber schon nach einer Stunde steckten wir im Stau fest. Die Kids beschäftigten sich mit Kartenspielen und diskutierten munter, während einige doch ein paar Stunden Schlaf nachholten. Um 15:10 Uhr war es endlich soweit und unser Bus erreichte die Pension von Irenke ­– unter dem Jubel der Mitfahrenden.

Dort wartete eine kleine Überraschung auf uns: Der Hof wurde im vergangenen Jahr umgebaut. Aus der Scheune wurde ein weiteres Gästehaus, mit offenen Schlafzimmern unter dem Dach und einem Aufenthaltsraum im Erdgeschoss. Nachdem alle Teilnehmer ihre Zimmer bezogen hatten, wartete auch schon das Mittagessen, das Irenke wie immer für uns zubereitet hatte: selbstgestampfter Kartoffelbrei und Schnitzel, die – nachdem dann auch der heißgeliebte Ketchup auf dem Tisch stand – bei allen sehr herzlich aufgenommen und ziemlich schnell verspeist wurde.

Nach dem Essen ging es dann endlich auf den wohl schönsten Freiplatz der Welt, zusammen mit den Bögözern. Von den heimischen Kids waren so viele erschienen, dass wir spontan ein kleines Turnier mit vier Mannschaften organisieren konnten. Nach dem ersten Spiel überreichten uns einige Eltern, die zum Zuschauen vorbeigekommen waren, etwas ganz Besonderes: Zum Dank für unsere Mühen überreichten sie uns einen Kalender mit Bildern der Bögözer Kids und einen Präsentkorb mit Marmelade und vielleicht auch dem ein oder anderen Schnaps.

Im Anschluss an das Turnier gab es ein großes Get-Together – natürlich mit Gulasch und einer deftigen Nachspeise, Ausg’zogene. Danach folgte für die Münchner Kids wie immer die Fazit-Runde. „Cooler Tag“, war das nicht ganz differenzierte, aber doch einhellig begeisterte Fazit aller Kinder. Das Wiedersehen mit den rumänischen Freunden war ebenfalls „cool“, und viele versprachen, trotz der Sprachbarriere die Kommunikation zu verbessern.

Im Großen und Ganzen war vieles wie in früheren Jahren, und doch einiges anders. Es freuen sich aber alle auf den kommenden Tag, denn dann geht das Training richtig los – und es geht ins Schwimmbad.

Der fünfte Tag in Rumänien sollte für unsere Jungs und Mädels zum anstrengendsten des bisherigen Trips werden. Früh morgens um 8:00 Uhr traten die Teams nochmal zum Training an. Mit dabei war diesmal auch Falk, der am Tag zuvor angereist war, um einen Beitrag über unser Projekt zu drehen. Bevor die Einheit begann, gab es aber eine Überraschung für alle: neue Bälle! Von wem wir die Bälle haben, erzählen wir euch in einem anderen Beitrag. Auf jeden Fall freuten sich alle darüber, endlich wieder mit Bällen spielen zu können, die nicht nur noch einen Hauch Rest-Grip hatten.

Nach dem Training und einem kurzen Frühstück war erst einmal Freizeit angesagt, bis es dann am frühen Nachmittag in Richtung Berge ging. Der Plan war, gemeinsam mit dem örtlichen Pfadfinderverein in der Natur zu übernachten – auf einem umzäunten Gebäude, der ein oder andere sorgte sich trotzdem vor den Bären, die immer wieder in der Region umherstreifen. Unsere Pfadfinder waren jedoch unbesorgt. Kein Bär würde sich in die Nähe eines hoch lodernden Feuers und einer großen, lärmenden Gruppe begeben (und man nimmt wohl nichts vorweg, wenn man verrät: er sollte natürlich Recht behalten).

30 Kilometer von Bögöz entfernt machten wir uns also auf zum Zelten – aber nicht auf direktem Wege, sondern über einen Umweg, der uns zu einem der schönsten Aussichtspunkte der Region führte. Die Strecke war sehr steil und wir legten in 45 Minuten knappe 800 Höhenmeter über Waldwege und zum Teil schwierige Passagen zurück – nicht alle Kids waren begeistert. Der Ausblick, der sich zwischendurch aber bot, war atemberaubend und entschädigte für die Mühen. Den Kindern war die Anstrengung anzumerken, und als wir ganz oben waren, freuten sich alle, dass es nun nur noch bergab ging. Zudem war der einsetzende kurze Regenschauer eine willkommene Erfrischung. Nach kurzer Zeit erreichten wir eine kleine Lichtung, wo uns die Pfadfinder ein paar ihrer Spiele zeigten, die die Stimmung unmittelbar aufhellten und die vorangegangenen Anstrengungen wieder vergessen ließ.

Nach der wohlverdienten Pause gingen wir wieder in Richtung unseres späteren Schlafplatzes. Etwas abseits vom Wald gab es ein Pfadfindercamp mit ein paar Häusern und Zelten, die uns als Schlafplatz für die Nacht dienen sollten. Erst aber bereitete unser Reiseleiter Örs das Abendessen vor, während sich die Kids beim Fußballspielen die Zeit vertrieben. Seine Version eines Chili con Carnes – mit ungarischer Wurst anstelle von Hackfleisch – fand großen Anklang.

Den Abschluss des Abends bildete ein großes Lagerfeuer – und vor dem Schlafengehen bewunderten die Kids den wunderschönen Sternenhimmel. Einhelliges Fazit: der wäre in Deutschland selten so schön.

Als die Sonne am nächsten Tag aufging und alle noch schliefen, konnten einige Coaches noch ein letztes Mal die Idylle dieses magischen Ortes bewundern – ebenso wie die profunde Stille, die man in München nur selten genießen kann. In einigen Stunden würden die Kinder wieder wach werden, es würde wieder laut werden, doch bis dahin konnte man noch einmal in sich gehen – und sich freuen, bei einem so großartigen Projekt solche überragenden Momente erleben zu dürfen.