Text: Katalina Farkas

Unseren letzten ganzen Tag in Rumänien verbrachten wir nicht in der Sporthalle, sondern im Bögöz. Vormittags wurden wir in den Garten eines rumänischen Kindes eingeladen. Der Junge und seine kleine Schwester hatten zwar nicht am Camp teilgenommen, wollten uns aber trotzdem ihre Tiere zeigen.

Nachmittags erkundeten die Kinder auf eigene Faust das Dorf – im Rahmen einer Schnitzeljagd. Zusammen mit den einheimischen Kindern wurden sie in vier Teams aufgeteilt, die sich auf die Jagd nach Hinweisen machen mussten, welche am Flussufer, in alten Scheunen, dunklen Kammern und der Kirche von Bögöz versteckt waren. Dort, in der im achten Jahrhundert erbauten, erst kürzlich restaurierten Kirche, befand sich auch das Ziel der Schnitzeljagd und das Team, das alle Hinweise am schnellsten gefunden hatte, wurde zum Sieger gekürt. Nach der Siegerehrung – bei der es, wie mit einigem Murren bemerkt wurde, zur Abwechslung mal keine Preise gab – trug Bálint, einer der einheimischen Campteilnehmer, die Geschichte Sankt Laszlos vor, der heiliggesprochen und von 1077-1095 König von Ungarn war, dessen Erlebnissen die Innenwände der Dorfkirche schmücken. Die Fresken, die zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert von Katholiken erstellt und im 16. Jahrhundert von Protestanten übermalt worden waren, wurden erst kürzlich entdeckt und restauriert. Auch wenn noch nicht alle Fresken restauriert und einige Wände noch immer weiß sind, vermochten sie es doch, die Worte Bálints zu illustrieren.

Nach der Schnitzeljagd stand dann auch schon die Abschiedsfeier an. Auf dem Feld hinter Irenkes Pension – auf dem auch unser Basketballfeld entstehen soll – tobten sich Deutsche und Rumänen aus, bevor es für alle einen über dem Lagerfeuer gekochten Eintopf gab. Als Erinnerung an das Camp erhielten die Deutschen kunstvoll verzierte Stifthalter und einen Anhänger, den die für Szekler typischen rot-weißen Blumenmuster zierten. Und die rumänischen Kinder freuten sich nicht nur über die Basketbälle, die sie zum Abschluss erhielten – für große Augen sorgte auch die Ankündigung, dass es in Bögöz bald einen Basketballplatz geben soll, auf dem sie weiterhin trainieren können.

Mit dem Abend am Lagerfeuer ging eine Woche zu Ende, in der nicht nur die rumänischen Kinder, sondern auch die Deutschen einiges gelernt haben. Auch für uns Organisatoren war es eine spannende, aber auch sehr anstrengende Erfahrung. Umso mehr hat es uns begeistert und fasziniert, wie gut sich die Kinder aus völlig unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen auch ohne Worte verständigen und austauschen konnten. Und dass alle im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen, freut uns natürlich auch. Bögöz 2015 kann kommen – und nächstes Jahr werden wir auf unserem eigenen Feld spielen.

Text: Katalina Farkas

Den heutigen Vormittag verbrachten wir in der ehemaligen Salzmine von Parajd. Hundert Meter unter der Erde konnten die Kinder auf riesigen Hüpfburgen spielen oder im Kletterpark umherkraxeln und eine unterirdische Kapelle besuchen, deren Wände mit hunderten kleinen Heiligenbilder verziert waren. Nach der Rückfahrt nach Bögöz war noch etwas Zeit, um mit den rumänischen Kindern im Garten zu spielen, bevor es nach Udvarhely ging.

Auf Einladung eines rumänischen Basketballtrainers hin spielten wir heute noch einmal in einer anderen Halle – in einem alten Gymnasium im Zentrum von Udvarhely war eine alte Schulkapelle zur Sporthalle umfunktioniert worden. Das Resultat war zwar wunderschön – die Decke wurde von hölzernen Querbalken gehalten und die Zuschauer konnten das Spiel von einer kunstvoll verzierten Barriere aus verfolgen – aber doch eher beengt, was unsere Kids auch beim Spiel gegen die andere Mannschaft merkten. Den deutlich größeren und älteren Spielern waren sie diesmal, auf dem kleineren Feld, doch unterlegen. Dass der sehr ehrgeizige Coach der gegnerischen Mannschaft seinen Spielern vorher eingebläut hatte, unser Team auf jeden Fall zu schlagen, machte die Situation nicht einfacher. Ball um Ball wurde in unserem Korb versenkt, und auch die ruppige Spielweise der Gegner ließ die Frustration im Team wachsen. Die Niederlage war jedoch schnell vergessen, spätestens dann, als nach dem Spiel Süßigkeiten an alle verteilt wurden. Und unsere Kids lernten, dass im Basketball die Gegner nicht immer ebenbürtig sind, Niederlagen jedoch auch wirklich keine Schande darstellen.

Text: Katalina Farkas

Heute waren es die Münchner, die etwas Neues kennenlernten. Nach Ausflügen mit der Kutsche, einem Besuch im Kletterpark oder einer Fahrt mit dem Kanu – alles Dinge, die für die meisten Bögözer unbezahlbar sind – stand ein Spaziergang durch das Dorf auf dem Programm. Wir wollten den Kindern zeigen, wo ihre Trainingspartner wohnen. Außerdem sollten die Gastgeschenke an einige der ärmeren Dorfbewohner verteilt werden, deren Kinder nicht am Camp teilnehmen konnten.

Bewaffnet mit Spielzeugautos, Frisbees, Wurfspielen, Buntstiften und Kleidung machten wir uns also auf den Weg. Zuerst besuchten wir eine Roma, die mit ihren Kindern in der Straße wohnte, in der auch die Pension liegt. Ihr Haus, von außen rosa und grün getüncht, mit einstmals weißen Spitzengardinen in den Fenstern, vermittelte auf den ersten Blick nicht unbedingt den Eindruck eines Lebens am Existenzminimum. Nachdem Irenke uns vorgestellt hatte, wurden wir von der schmalen, zahnlosen Roma-Frau schüchtern, aber freundlich begrüßt und ins Haus gebeten. Dort änderte der erste Eindruck sich schlagartig. Auf dem staubigen Holzboden der zwei Räume lagen Zigarettenstummel, verschmierte Pfützen und Essensreste, auf dem Herd kochte vor Dreck starrende Wäsche vor sich hin, es roch nach altem Wasser, Müll und Rauch. Auch die Madonnenbilder an den Wänden vermochten es nicht, die Tristesse zu mindern.

Nicht nur die Kinder waren von den Umständen, unter denen die kleine Frau mit ihren acht Kindern auf engstem Raum lebte, überrascht und schockiert. Und dennoch bewegten sie sich unbefangen, schauten sich um, fragten nach. Warum hat eine Frau, die es kaum schafft, ihre acht Kinder zu versorgen, einen Fernseher? Warum raucht sie? Zahlt sie Miete? Warum richtet sie die Wohnung nicht schöner ein?  Warum räumt sie die Wohnung nicht auf, kehrt den Dreck nicht nach draußen oder wischt den Boden?

Auch uns als Erwachsene und Betreuer bewegen diese Fragen. Antworten haben wir keine. Nur Ansätze einer Erklärung. Woher die Frau kommt, woher ihre Kinder kommen, was sie in ihrem Leben bereits erlebt haben, darüber können wir nur spekulieren. Aber dass sie Irenke gegen ein geringes Entgelt bei der Gartenarbeit hilft, dass sie ihre älteren Kinder in die Schule schickt, sie dafür herausputzt und ihnen frische Sachen anzieht, lassen uns vermuten, dass sie sich Mühe gibt. Und auch der perplexe Dank, den sie immer wieder vor sich hin murmelte, erschien ehrlich. Sie hatte es nicht darauf angelegt, sich von den Deutschen mit Geschenken überhäufen zu lassen. Auch wenn sie schon von uns gehört hatte – unser Besuch war nicht angekündigt.

Auch bei zwei weiteren Häusern erwartete uns eine ähnliche Situation: ältere Frauen, mager und zäh, die an ihren Zigaretten ziehend auf Dutzende verdreckte Kinder aufpassten, während die Männer bei der Arbeit oder in der Dorfkneipe waren. Großmütter und ältere Geschwister, die auf die kleineren aufpassen, wenn die Eltern, wie heute bei einer Familie, sich im Ausland befinden um dort Geld zu verdienen.

Unsere Kinder wurden durch die Besuche nachdenklich gestimmt. Warum ist ein Land wie Rumänien so arm? Warum ist ein so armes Land, das so anders ist als Deutschland, in der Europäischen Union? Warum schaffen es die Menschen nicht, sich durch Arbeit ein besseres Leben zu ermöglichen? Liegen sie vielleicht auf der faulen Haut? Und darf man solchen Leuten überhaupt helfen? Warum nehmen sie nicht alles, was wir ihnen anbieten, sondern lehnen auch Kleidung ab, die ihnen nicht gefällt? Müssten sie dankbarer sein? Wäre es nicht sinnvoller, nur Leuten zu helfen, die noch ärmer sind, sodass sie sich weder Fernseher noch Radio oder neu aussehende Kleidung leisten können?

Wieder haben wir keine Antwort. Wir können nur vermuten. Und versuchen, zu erklären. Dass es in der EU nicht auf den Reichtum der Bevölkerung ankommt. Dass man nicht immer nur da helfen kann, wo die größte Not herrscht. Dass Armut manchmal auf den ersten Blick unsichtbar ist, und dass sie sich auch in Dingen wie Bildung oder Inklusion, und nicht an einer neuen Jeans oder Ohrringen messen lässt. Aber Antworten, die auch uns zufrieden stellen, haben wir nicht.

Beim Training  am Nachmittag mussten diese Fragen jedoch in den Hintergrund gestellt werden. Es ging darum, sich auf den Sport zu konzentrieren. Zum ersten Mal leiteten nicht die Kids, sondern wir Betreuer das Training, um so ein ganz reguläres Training abzuhalten, in dem Deutsche und Rumänen alle Übungen gemeinsam absolvieren. Neben Laufspielen, Korblegern und Passübungen gab es noch eine Wurf-Challenge, an deren Ende die Verlierer einen Liniensprint laufen mussten – ganz so, wie es auch in einem normalen Training geschieht. Und zum Schluss konnten sich auch alle noch in richtigen Spielen gegeneinander messen.

Nach dem Training lernten die Kinder noch etwas mehr über Rumänien – sie besuchten die Zeugnisübergabe ihrer Trainingspartner im Gemeindehaus in Bögöz. In dem kleinen rosafarbenen Haus, das bis auf den letzten Stehplatz mit Schülern, Eltern und Besuchern gefüllt war, gab es nach der Übergabe der Zeugnisse noch eine kleine Feier, bei dem unsere Kids den Rumänen in ihrer traditionellen Szeklertracht dabei zuschauen konnten, wie sie auf der Bühne kleine Sketche aufführten, sangen und tanzten. Uns fiel dabei besonders ein Gast ins Auge: eines der Roma-Kinder, das wir besucht hatten. Der Junge, der vielleicht elf oder zwölf Jahre alt ist, geht nicht mehr zur Schule. Er hat sie beendet, um auf seine kleineren Geschwister aufzupassen. Und trotzdem war er bei der Zeugnisübergabe anwesend. Er saß allein, blickte aber sehnsüchtig auf die Bühne, zu den Zeugnissen, den Aufführungen. Und Sandy, die den Jungen schon häufiger gesehen hat, weiß, dass er das bei jeder Veranstaltung von der Schule tut. Ganz allein, ausgeschlossen am Rand. Dort, wo sich die Roma meist befinden.

Text: Katalina Farkas

Das ganze Dorf spricht über unser Camp. Auf der Straße werden Irenke und Ibi auf a német angesprochen, die Deutschen, die in der Pension wohnen und täglich in die Halle von Udvarhely fahren. Am Straßenrand bleiben Dorfbewohner stehen und grüßen, wenn unser Bus vorbeifährt oder wir unsere morgendliche Joggingrunde drehen, und abends schauen die Campteilnehmer bei unserem Grundstück vorbei in der Hoffnung, auch nach dem Training noch mitspielen zu dürfen. Die Bögözer sind fasziniert von dem Besuch aus dem fernen Deutschland, eine größere Gruppe, die zudem noch aus Kindern besteht, war noch nie vor Ort.

Gleichzeitig werden uns auch immer wieder die Unterschiede aufgezeigt, die das harte Leben hier von unserem, oft bequemen, in München unterscheiden. Da gibt es den Bruder einer Campteilnehmerin, der mit zwölf Jahren die Schule abbricht, um Schäfer zu werden. Die kleine Familie mit den zwei Kindern, die sich auf sechs Quadratmetern ein Zuhause errichtet, nachdem sie den vergangenen Winter auf der Straße verbracht hat. Oder die Dutzenden Heimbewohner, die manchmal verwaist, meist aber einfach von ihren Eltern verstoßen oder nach der Geburt im Krankenhaus gelassen wurden, weil zu Hause kein Geld für ihre Versorgung war. Solche Geschichten begegnen einem auch in Deutschland, es sind oft Einzelschicksale, von denen man hin und wieder aus der Zeitung erfährt; in Rumänien aber sind sie allgegenwärtig.

Und dennoch erfährt man häufig auch einen starken Zusammenhalt, den man so aus Deutschland nicht kennt. Wer kein Auto hat, trampt ins nächste Dorf – wer eines besitzt, nimmt den Tramper bereitwillig mit. Wer mit dem Basketball dribbelt und bemerkt, dass der Freund keinen Ball zum Dribbeln hat, beginnt ein Passspiel – so haben beide etwas davon. Und die Packung Kekse nach dem Training wird geteilt, bereitwillig werden kleine Kekse im ganzen Bus verteilt, ganz egal, ob sie vielleicht den einzigen Nachtisch des Heimkindes darstellen.

Die Hilfsbereitschaft wirkt sich auch auf die Stimmung im Camp aus. Immer wieder verbessern die Kinder – Deutsche und Rumänen – sich gegenseitig, helfen sich aus und erklären so gut es geht, zur Not mit Händen und Füßen. Und weil die rumänischen Teilnehmer in den vergangenen Tagen schon beeindruckende Fortschritte gemacht haben, konnten sie heute nach dem Training an den Stationen ihr Können im Spiel anwenden, in deutsch-rumänische Teams gegeneinander antraten. Auch wenn es hier und da bei den Rumänen noch am Regelverständnis haperte, mangelte es doch nicht an Motivation – und so war es letzten Endes auch egal, wer gewann.

Nach dem Training ging es für die deutschen Kinder dann noch ins Schwimmbad. An das Nass waren sie schon gewöhnt, schließlich hatte der Tag ebenso begonnen – mit einer Kanufahrt im Regen.

Text: Katalina Farkas

Am zweiten Tag ging es erst einmal hoch hinaus: Um 8:30 brachte uns der Bus in den Balu-Klettergarten in den Bergen von Hargita, in dem sich die Kinder an Seilen entlang hangelten, wackelige Brücken überquerten und Strickleitern erklimmten. Gemeinsam meisterten sie einen Parcours nach dem anderen, in dem jeweils mehrere Hindernisse überwunden werden mussten.

Nach zwei Stunden toben, an deren Ende dann auch der Regen einsetzte, ging es mit dem Bus wieder zurück nach Bögöz. Viel Zeit für eine Verschnaufpause war dort nicht, nach einem kurzen Mittagessen holten uns die Bögözer Kinder in der Pension von Irenke ab und gemeinsam ging es – wieder mit dem Bus – in die Halle in Udvarhely.

Dort angekommen, ging es weiter wie am Vortag: An verschiedenen Stationen, die wieder von drei bis vier deutschen Kindern betreut wurden, lernten die Rumänen zu dribbeln, passen und zu werfen. Über die Übungen, die an den Stationen absolviert werden mussten, durften dabei die deutschen Kinder entscheiden, sie waren allein verantwortlich für das Training der Rumänen. Dabei zeigte sich auch, dass die Bögözer Kinder schon einige Fortschritte gemacht hatten: Das Dribbeln im Gehen ging ebenso gut wie das Werfen auf den Korb, und auch den Korbleger, eine der wichtigsten Bewegungen beim Basketball, bekamen viele schon hin. Und damit die deutschen Kinder sich in ihrer Rolle als Trainer nicht langweilten, gab es für sie noch eine zusätzliche Station, an der anspruchsvollere Übungen auf sie warteten.

Nach anderthalb Stunden ging das Training in einer anderen Halle in Udvarhely weiter, in der eine ganz besondere Aufgabe auf die deutschen Kinder wartete: das Spiel gegen zwei rumänische Jugendmannschaften. Beim ersten Aufeinandertreffen schluckten sowohl Spieler als auch Trainer. Denn die Spieler der gegnerischen Mannschaft waren nicht nur etwas älter, sondern auch deutlich größer als unsere Münchner. Einschüchtern ließen sich unsere Kids jedoch nicht, und nach einigen Minuten lagen sie schon mit einigen Punkten in Führung.

Auch wenn die rumänische Mannschaft beeindruckend schnell über das Feld sprintete, mangelte es doch bei der Trefferquote. Auf Münchner Seite hingegen wurde hart verteidigt und um jeden Rebound gekämpft. Der Einsatz zählte sich aus – immer wieder wurde auch der ein oder andere Ball im gegnerischen Korb versenkt. Und auch im zweiten Spiel bewiesen die Münchner wieder, dass Motivation oftmals mangelnde Körpergröße ersetzen kann. Die Gegner – allesamt Gegnerinnen, um genau zu sein – überragten unsere Kids um Längen. Stoppen ließen sie sich trotzdem nicht, was sicher auch daran lag, dass sie auf den Rängen frenetisch gefeiert wurden – dort saßen schließlich unsere Bögözer Basketballer, die jubelten, als ob es um die Weltmeisterschaft ginge. Nach dem Abpfiff mussten allerdings auch sie noch aufs Feld – für das gemeinsame Teamfoto, mit dem die Basketballeinheit des zweiten Tages beendet wurde.

Auffallend war, welche Bedeutung eine einfache Halle für eine Stadt haben kann. Udvarhely, mit rund 36 000 Bewohnern keine Kleinstadt mehr, bietet für rumänische Verhältnisse eine Reihe an Möglichkeiten, mit denen die Einwohner ihre Freizeit gestalten können. Es gibt Cafés, Restaurants und ein Freibad, und trotzdem fanden an diesem Nachmittag Dutzende ihren Weg in die Sporthalle, sei es um zuzuschauen, ihre Spieler anzufeuern, oder sich zu treffen und über Neuigkeiten auszutauschen – und die Basketballer und Basketballerinnen freuen sich, vor besetzten Rängen zu spielen. Natürlich bestärken Erlebnisse wie diese auch uns in unserem Plan, in Bögöz ein Basketballfeld zu bauen. Nicht nur, weil die Halle in Udvarhely unmöglich für die Bögözer Kinder zu erreichen ist. Nicht nur, weil Basketball eine große Rolle in Rumänien spielt, nicht nur, weil wir jeden Nachmittag sehen, wie begeistert die Rumänen mit dem Ball über das Feld jagen. Sondern weil wir gesehen haben, dass ein Sportplatz in Rumänien nicht nur ein Sportplatz ist, sondern auch ein Treffpunkt für Spieler, Trainer und Zuschauer aus jedem Alter werden kann.

Text: Katalina Farkas

Mit einem Sprint begann der erste Tag des Basketballcamps. Direkt nach dem Aufstehen mussten die Kinder ihre Sportschuhe schnüren und eine Runde um die Dorfkirche drehen, bei der sich auf dem Rückweg ein regelrechtes Wettrennen entwickelte – zumindest bei fast allen.

Danach ging es etwas langsamer weiter. Auf zwei Pferdekutschen erkundeten wir die umliegenden Hügel und lernten auf gewundenen – und mitunter ziemlich holprigen –Feldwegen die Landschaften Transsilvaniens kennen. Die ersten belegten Brote, die uns unsere Gastmütter Irenke und Ibi mitgegeben hatten, waren schnell vernichtet, die Frisbees und Bälle wurden erst während der Pause ausgepackt. In zwei Mannschaften versuchten wir – Kinder und Betreuer – den Ball vor den Händen des gegnerischen Teams zu sichern, indem wir ihn möglichst schnell und weit hin und her passten. Ameisenhaufen und Kuhfladen wurden dankenswerterweise von allen umrundet, und nach einer guten Stunde ging es auch schon wieder in Richtung Hof.

Dort stand auch schon der Augenblick an, auf den alle seit Wochen hingefiebert hatten: Das Aufeinandertreffen der Münchner mit den rumänischen Kindern. Dies fand in der Schule von Bögöz statt, wo unsere Kids die Rumänen auf dem Schulhof abholten. Die erste kurze Phase der Schüchternheit war spätestens dann überwunden, als sich Münchner und Bögözer gegenseitig beim Fangen über den Schulhof jagten oder beim Ballspiel versuchten, die neuen, für beide Seiten fremd klingenden Namen zu lernen.

Auch in der Halle von Udvarhely war von Schüchternheit nichts mehr zu sehen. Das dreistündige Training fand an verschiedenen Stationen statt, an denen jeweils vier Münchner Kinder den Rumänen den Umgang mit dem Ball beibrachten. An der Dribbelstation zeigten sie den Rumänen, wie man im Stand oder im Sitzen dribbelt. Beim Passen erklärten sie den Unterschied zwischen Boden-, Brust- und Überkopfpass, beim Werfen schulten die Münchner ihre „Schüler“ in der richtigen Wurftechnik, erst ohne Ball, dann im Stehen, dann beim Wurf auf den Korb. Und die Begeisterung der Bögözer über jeden getroffenen Korb übertrug sich prompt auf die Münchner. Es wurde geklatscht, gejohlt und angefeuert, und immer wieder schallte ein „nagyon jo“ über den Platz – ungarisch für „sehr gut!“

Und um den eh schon schönen Tag noch ein bisschen schöner zu machen, schauten die Münchner Kinder nach dem Training noch das Deutschlandspiel gegen Portugal. Das Ergebnis dürfte ja bekannt sein…